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Auf dem Weg zu einer digitalen Bienengeschichte

Es ist vielleicht eine Binsenweisheit, aber zu jeder Art von Forschung gehören natürlich auch Forschungsdaten, welche die Grundlage der Erzählung darstellen. Beim Projekt “Bienengeschichte” ist das natürlich nicht anders. Nach den vielen Stunden im Archiv, gilt es, aus den historischen Dokumenten die relevanten Informationen herauszufiltern. Diese müssen dann für die spätere Auswertung strukturiert und abgespeichert werden. Um aus diesen Daten dann einen Vortrag oder einen Text zu machen, muss man wieder auf diese Informationen zugreifen und sie gegebenenfalls anreichern können. Ihr seht schon: bei meinen Forschungen fallen allerlei Daten an, die es irgendwie zu managen gilt.

Dabei sind “meine” Daten durchaus vielfältig und gar nicht so einfach auf einen Nenner zu bringen. Ich erfasse so unterschiedliche Dinge wie Zeidlereigebiete, die dort zu findenden Zeidler, deren Abgaben und Besitzfolgen. Aber für andere Projektteile beschäftige ich mich auch mit Honigpreisen, mit Stückzahlen gekaufter Kerzen oder Transportkosten. Und bei wieder anderen Teilen analysiere ich die unterschiedlichen Handwerksordnungen der Metsieder, Lebzelter und Kerzenzieher. Kurz um: mit einer einfachen Excelltabelle gewinnt man auf diese Weise keinen Blumentopf.

Mittlerweile gibt es diverse Forschungsdateninfrastrukturen, auf welche man als Forscherin oder Forscher zugreifen kann. Die vielleicht bekannteste ist die WikiData, welche das Datengrundgerüst für Wikipedia bietet.1 Dort finden sich auch die Daten vieler wissenschaftlicher Projekte, jedoch bietet die Quelloffenheit auch einige Probleme für die Forschung. Ein Versuch, darauf zu reagieren, ist die NFDI – die Nationale Forschungsdaten Infrastruktur, welche die Forschung unter anderem bei einer offenen Dokumentation ihrer Daten unterstützt.2 Für die historische Forschung gibt es innerhalb dieser NFDI ein spezielles Programm. Dieses wird FactGrid3 genannt und ist unterdessen an der Thüringischen Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) gehostet.4 In diese Forschungsplattform möchte ich in Zukunft gern einige Bereiche meiner Forschungsdaten einbringen. Auch im FactGrid besteht die Möglichkeit Forschungsdaten kollaborativ zu bearbeiten und anzureichern. Dies ermöglicht die Vernetzung unterschiedlicher Forschungsgruppen. Durch die Mehrsprachigkeit der Plattform sind sogar internationale Forschungskooperationen ohne weiteres möglich. Ein wirklich großer Vorteil!

Die Startseite von FactGrid. Die zugrundeliegende WikiData-Plattform ist unübersehbar.

Doch welche Teile meines Projektes würde ich nun gern in Zukunft einbringen? Beginnen möchte ich vor allem mit solchen Ideen, die in besonderem Maße auf eure Mithilfe angewiesen sind. Hier schwebt mir zum Beispiel eine Erfassung aller Imkerei- und Bienenmuseen vor.5 Bei diesen würde ich gern besonders alte Ausstellungsgegenstände wie Figuren- und Klotzbeuten erfassen. Dies würde eine wertvolle Datenbank für die Volkskunde und Kulturgeschichte darstellen und könnte Ausgangspunkt weiterer Vergleiche sein. Außerdem wäre es denkbar, in Zukunft auch die verschiedenen, noch erhaltenen alten Bienenhäuser des 18. bis 20. Jahrhunderts systematisch zu erfassen. Da es hierbei jedoch auch auf eine Fotodokumentation ankommt, wäre eine Verschränkung mit WikipediaCommons erstrebenswert. Die Möglichkeit der Einbindung hochauflösender Bilder in FactGrid ist durch dessen eigentlichen Nutzungszweck eher beschränkt.

Ein anderer einzuspeisender Teil meines Projektes soll sich mit den honigverarbeitenden Gewerben beschäftigen. Hier würde ich über FactGrid gern die Netzwerke der Metsieder, Lebküchner und Wachszieher erfassen.6 Dies ist natürlich eine enorme Fleiß- und Sammelarbeit, die einer allein nicht leisten kann. Wenn jedoch jede und jeder die Daten seiner Gegend einarbeiten könnte, wäre es viel leichter, Netzwerken auf die Spur zu kommen.7 Als Start werde ich demnächst die Lebzelter der Stadt Weiden in der Oberpfalz im FactGrid erfassen und dabei erproben, auf welche Schwierigkeiten hierbei zu achten ist. Als nächsten Schritt möchte ich dann weitere Oberpfälzer Städte einarbeiten. Meine Hoffnung ist, dass man auf diese Weise irgendwann die Wanderbewegungen von Handwerkern und ihre Ideen nachvollziehen kann. Dies wäre ein Ansatz, um die Kulturgeschichte der honigverarbeitenden Gewerbe noch besser zu verstehen. Bisher stehen hierfür vor allem Rezepthandschriften und einige Zunftordnungen zur Verfügung. Die dahinterstehenden Personennetzwerke sind aber noch größtenteils Spekulation.

Für beide Teile werde ich versuchen, Best-Practice-Beispiele auf der FactGrid Plattform zu schaffen. Gleichzeitig will ich die diesen Erfassungsgrundlagen zugrundeliegenden Gedanken auch hier und auf den dafür zur Verfügung stehenden FactGrid-Seiten darlegen und mit anderen Nutzenden diskutieren.

Ich hoffe, ich konnte euch deutlich machen, welche großen Möglichkeiten in Sachen der Bienengeschichte in einer stärkeren, kollaborativen Vernetzung noch schlummern. Die mittlerweile zur Verfügung stehenden Plattformen – wie etwa FactGrid – bieten hierfür hervorragende Rahmenbedingungen. Bleibt mir eigentlich nur noch eins zu sagen: Packen wir’s an!

  1. Zur WikiData. Hier lassen auch viele Bibliotheken und Archive mit speziell programmierten Bots Daten durchsuchen. []
  2. Zu den Seiten der NFDI []
  3. Die Geschichte von FactGrid ist dabei durchaus älter als die erfolgreichen NFDI-Anträge. Ursprünglich wurde es vom Gotha Research Centre erarbeitet. Unterdessen werden die Kosten des Betriebs aber von der besagten NFDI übernommen. []
  4. Zur Selbstbeschreibung von FactGrid []
  5. Die Orientierungsseite im FactGrid findet sich hier. []
  6. Die Orientierungsseite für dieses Projekt findet sich hier. []
  7. Die Vorraussetzung einer Mitarbeit an der FactGrid Datebank ist die Anmeldung mit Klarnamen als Benutzernamen. Dies hängt mit der engen Verknüpfung zur Forschung zusammen. Die im FactGrid verzeichneten Daten werden dort unter der Lizenz CC0 eingebracht. []

OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Max Grund (2. Februar 2025). Auf dem Weg zu einer digitalen Bienengeschichte. Bienengeschichte. Abgerufen am 18. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/1382b


Max Grund

Nach dem Studium von Geschichte, Grundlagen des Christentums und Interdisziplinären Mittelalterstudien in Jena, Innsbruck und Heidelberg promoviert Max Grund an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zur spätmittelalterlichen Stadtgeschichte. Als privates Nebenprojekt forscht er zur Geschichte der Bienenhaltung, der Verarbeitung von Bienenprodukten und der Kulturgeschichte der Biene.

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